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WAN-IFRA: Warum hat sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung entschieden, den Druck komplett auszulagern?

A. Gierth: Unser Kerngeschäft als Verlagshaus ist es, relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und bereitzustellen. Ohne eigene Druckerei können wir uns darauf konzentrieren.

Durch die Auslagerung des Drucks können wir zudem auf eine Vielzahl von Druckereien zugreifen, was uns die Möglichkeit gibt, unseren Anzeigenkunden das jeweils Bestmögliche, individuell auf sie zugeschnittene Druckangebot zu unterbreiten.

Wie hat die F.A.Z. den Druck nach dieser Outsourcing-Entscheidung organisiert? Haben Sie Einzelverträge mit verschiedenen Druckereien?

Wir haben insgesamt zwölf Druckstandorte, davon drei in Deutschland, von wo aus die Kunden weltweit mit unseren Druckerzeugnissen beliefert werden. Mit vier Offset- und acht Digitaldruckern haben wir Einzelverträge, die jeweils auf eine mehrjährige Partnerschaft ausgelegt sind.

Wie stellen Sie sicher, dass Sie von Ihren Druckpartnern die gewünschte Druckqualität erhalten?

Die hervorragende Qualität unserer Produkte beizubehalten ist uns sehr wichtig. Damit dies gelingt, ist der ständige Austausch mit unseren Druckpartnern entscheidend.

Auch unsere Kunden haben hohe Qualitätsanforderungen. Um diese erfüllen zu können, setzen wir verschiedene Mess- und Kontrollelemente ein, die mit den Messgeräten unserer Druckereien übereinstimmen.

So verwenden wir den WAN-IFRA-Cuboid, den grauen Kontrollstreifen sowie unser personalisiertes Druckkontrollelement, das in jeder Ausgabe unserer Zeitung zu finden ist. Daneben setzen wir den Techkon-ISO-PSO-Checker als zusätzliches Qualitätskontrollinstrument ein. Die Ergebnisse unserer Kontrollen tauschen wir im Rahmen der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung regelmäßig mit unseren Partnern aus.

Außerdem nehmen wir an dem zweijährlichen Wettbewerb des ICQC (International Color Quality Club) teil, um die Qualität der Reproduktion zu verbessern. So werden alle Beteiligten zu Höchstleistungen motiviert.

Was sind die Vorteile und die Fallstricke bei der Trennung von Verlag und Druckerei?

Der Vorteil von klar strukturierten Verantwortungsbereichen ist, dass sich jeder Bereich eindeutig auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann, was er in der Regel auch am besten kann. Dennoch ist ein regelmäßiger Austausch für eine geregelte Zusammenarbeit unabdingbar, da die Kommunikation von Haus zu Haus oft länger ist als die innerbetriebliche Kommunikation. Darüber hinaus sind verschiedene Prüfprozesse hinsichtlich der Druckqualität notwendig, um die Ansprüche unserer Leser und Anzeigenkunden zu erfüllen.

Welche strategische Bedeutung hat Print für die F.A.Z.-Gruppe?

Die Frankfurter Allgemeine ist ein Synonym für Qualitätsjournalismus in Print und Digital. Wir gehen mit der Zeit und stellen uns auf die Bedürfnisse unserer Leser und Kunden ein, deshalb bauen wir kontinuierlich unser digitales Angebot aus. Wir setzen aber auch weiterhin auf das Print-Angebot, das von unseren Lesern nach wie vor sehr geschätzt wird und ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur ist. Neben den zunehmend digitalen Zielen, darunter 300.000 digitale Abonnements zu erreichen, sowie einer modernen und zukunftsorientierten Infrastruktur ist also auch die Sicherung des Print-Geschäfts eine Säule der F.A.Z.-Strategie für die nächsten Jahre.

Ist es möglich, steigende Materialkosten an Ihre Kunden (Leser und Anzeigenkunden) weiterzugeben?

Durch langfristige und bedarfsoptimierte Lieferverträge sowie eine effiziente Zusammenarbeit mit Dienstleistern versuchen wir, steigende Materialkosten nicht an die Kunden weiterzugeben.

Leider lässt sich die Weitergabe von Kosten in der aktuellen Situation nicht ganz ausschließen. Deshalb führen wir auch laufend Kostenoptimierungen und Effizienzsteigerungen durch, die uns helfen, den steigenden Materialkosten entgegen­zuwirken.

Wie sehen Sie die gedruckte Zeitung in fünf Jahren?

Print ist im Werbemarkt nach wie vor beliebt und auch die Leser lesen die gedruckte Zeitung nach wie vor gerne, oft in Kombination mit der digitalen Ausgabe. Wir glauben, dass das digitale Geschäft in den nächsten Jahren weiter florieren wird. Dennoch sehen wir Print als wichtigen Teil unseres Kerngeschäfts, mit dem wir auch in fünf Jahren und länger noch einen großen Teil unserer Leser erreichen wollen.

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The post Andreas Gierth, F.A.Z.: „Wir sehen Print als wichtigen Teil unseres Kerngeschäfts“ appeared first on WAN-IFRA.